Rhein - Neckar 2007

Tagebuch unserer Tour

Donnerstag, 21. Juni:

Der Intercity erreicht Mainz mit 15 Minuten Verspätung. Nach Regenschauern unterwegs scheint uns beim Start am Hauptbahnhof die Sonne.

Wir radeln runter zum Rhein und folgen dem Radweg Richtung Nierstein. Schon in Laubenheim erwischt uns der erste Regenschauer. Es soll nicht der letzte gewesen sein! Wir hasten zurück zu einem Straßentunnel, wo wir trocken stehen und den vorbei schießenden Wassermassen zuschauen. Weiter geht’s durch schlammige Pfützen zum Pizza-Mann: Mittagsrast.

Die Wege in den Rheinauen werden immer schlechter und plötzlich haut es den Nobby um: einfach weggerutscht.

Übernachtet wird in Worms, im Hotel Hüttl. Nach einem Besuch auf dem alten Judenfriedhof kehren wir beim Italiener ein. Ein folgenschwerer Fehler! Georg nimmt Nudeln mit Würstchen (ital: salsiccia). „Ich muss erst fragen, ob wir noch welche haben“ meint der Kellner. Ja, haben sie. Darüber vergisst man uns ein wenig ( Muss man die Würstchen noch suchen? Waren sie schon ein wenig grün und deshalb nicht gleich zu entdecken?). Am nächsten Morgen ist klar, das Gericht muss einen neuen Namen tragen: Farfalle con salsiccia verde.

Freitag, 22. Juni:

Es ist 6:45 Uhr. Das Telefon klingelt. „Könnt ihr mal runter kommen. Ich muss euch was sagen.“

Georg hat in der Nacht mehr Zeit auf dem Topf als im Bett zugebracht. Alle Nahrung hat ihn verlassen. Nach dem Frühstück verspürt auch Hans-Gerd einige Verzwickungen – ich glaube, er solidarisiert sich mit Schorsch. Wir schicken Georg zunächst wieder ins Bett und dann mit der Bahn nach Rastatt. Dort soll er schon mal Quartier machen.

Hans-Gerd und ich fahren derweil mit dem Fahrrad Richtung Ludwigshafen. Nach einigen Kilometern stellt sich heraus: keine Solidarhandlung – echte Schwäche: Wir fahren von Ludwigshafen nach Speyer mit der Bahn. In Wörth ist dann endgültig Schluss. Nudeln machen eben schlank – manchmal. Wieder in den Zug und über Karlsruhe nach Rastatt.

Dort wartet Schorsch schon im Goldenen Mann auf uns. Wir spazieren zum Schloss und trinken Eistee und Cola. Danach ist der Tag für Georg gelaufen: ohne Abendessen ins Bett. Mehr als eine Flädlesuppe schafft Hans-Gerd auch nicht.

Samstag, 23. Juni:

Nach einem ausgiebigen Früstück, an dem nun wieder alle teilnehmen können, geht es bei strammem Gegenwind Richtung Kehl. Wir sauen uns mal wieder richtig ein. Den Mittagsstopp an einer Tankstelle in Kehl nutzen wir zum Säubern der Räder und zu einem Imbiss.

Kurze Zeit später ist klar: Georg ist noch nicht wieder ganz hergestellt. Also geht es zurück zum Bahnhof Kehl. Georg fährt mit dem Zug und macht für uns Quartier in Freiburg.

Hans-Gerd und ich wollen über Rust und Riegel mit dem Fahrrad nachkommen. Bei weiter starkem Gegenwind kämpfen wir uns bis Kenzingen und machen nach 125 km die letzten Meter mit der Bahn. Gegen sieben Uhr sind wir in Freiburg.

Georg erwartet uns schon im Park Hotel Post. Nach einem Stadtbummel essen wir im Schatten des Freiburger Münsters.

Sonntag, 24. Juni:

Zum ersten Mal auf unserer Tour haben wir wirklich gutes Wetter. Ohne Gepäck geht es auf eine kleine Breisgau-Runde: Von Freiburg nach Staufen und zurück durch die Weinberge.

Georg macht dann ein Mittagspäuschen, während Hans-Gerd und ich noch einen Ausflug nach Kirchzarten an der Dreisam entlang unternehmen.

Abends geht es dann zum Dattler auf den Berg. Essen mit einem Panoramablick über Freiburg. Das war wirklich ein schöner Tag.

Montag, 25. Juni:

Harte Arbeit: Paket zur Post, T-shirts und Handschuhe kaufen, ab zum Bahnhof und mit dem Zug nach Titisee-Neustadt. Unsere Räder werden als Schwarzfahrer enttarnt, kommen aber ohne Bußgeld davon. Drei alte Männer mit grauen Bärten sind halt schon ein bisserl schusselig.

Von Neustadt geht es 7 Kilometer hinaus nach Eisenbach und von dort in einer 15 km langen Abfahrt nach Donaueschingen. Donau- und Neckarquelle liegen hier nahe beieinander. In Schwenningen wird Rast gemacht bei Kinderteller, Chilli con carne und Holzfällersteak.

Von hier sind es nur noch 16 km bis Rottweil. Das Hotel Zum Lamm hat schon bessere Zeiten gesehen. Beim Stadtbummel werden wir mal wieder ordentlich nass und flüchten in einen Irish Pub. Danach gibt es Ente auf chinesisch. Ganz lecker.

Dienstag, 26. Juni:

Der erste Blick aus dem Fenster: grau, Regen, na toll! Und kalt ist es. Nur wenige Kilometer und wir sehen schon wieder aus wie Schweine, die gerade aus der Suhle kommen. Nach einer Stunde wird es etwas besser. Dicke Wolken ziehen vorbei, aber es tröpfelt nur noch. Gegen Mittag gibt es sogar kleine Stellen mit blauem Himmel.

Georg freut sich über den Neckar-Radweg: immer wieder rauf und runter, aber das mit Rückenwind. In Horb säubern wir mal wieder die Räder und essen eine Kleinigkeit an einer Tankstelle. Noch 35 km bis Tübingen, und das Wetter hält sich.

Wir ziehen ins Hotel am Schloss – sehr nett und mit Blick auf das Neckartal. Vor dem schönen Rathaus gibt es ein Nachmittagsbier. Gegessen wird im Hotel-Restaurant – Maultaschen, wie es sich in Schwaben gehört.

Mittwoch, 27. Juni:

Zum Frühstück gibt es noch ein paar Sonnenstrahlen. Kaum sitzen wir auf dem Rad, beginnt der Regen. Wir stellen uns unter und schauen eine Stunde auf den Neckar. Dann ist klar: nix wie weg – mit dem Zug bis Stuttgart und dann sehen wir weiter.

Im Bahnhof fängt sich Hans-Gerd einen Platten ein. Wir haben Zeit für die Reparatur, um 11.30 geht der Zug. Kurz vor Stuttgart lässt der Regen nach. So kommen wir trocken zum Mercedes-Museum nach Cannstadt.

Danach geht es bei leichtem Sonnenschein in Richtung Marbach, der Geburtsstadt Schillers. Böse Überraschung! Bei Schillers ist kein Zimmer frei. Also weiter nach Freiberg.

Wir kommen im Hotel am Wasen unter und suchen verzweifelt den Ortskern. Zu essen finden wir im Sportlerheim des SV Freiberg. Lecker! Und zum Nachtisch gibt es Slivoviz.

Donnerstag, 28. Juni:

Um 9.15 Uhr starten wir bei bedecktem Himmel. Danach gibt’s mal Sonne, mal Wolken und einen Regenschauer, den wir unter einer Brücke abwarten. Vorher hat sich Georg einen Platten durch eine Glasscherbe eingefangen.

Mittagsrast machen wir in Bad Wimpfen an der Kaiserpfalz. Frisch gestärkt muss Georg dann ein zweites Mal den Reifen wechseln: im Alter ist nicht jeder (Reifen) mehr dicht.

Guttenbach empfängt uns mit einem Stundenschauer, den wir unter einem Scheunenvordach überstehen bei Zigaretten und Zigarre. Wirklich gemütlich war es nicht, wenn man bedenkt, dass 100 Meter weiter hinter der nächsten Kurve überdachte Tische und Bänke auf uns gewartet hätten.

In Eberbach zieht es uns zum Hotel zum Karpfen. Lecker Essen und prima Schlafen.

Freitag, 29. Juni:

Mit Sonne geht es heute los, mal rauf, mal runter Richtung Heidelberg. Über die alte Römerbrücke radeln wir in die Altstadt und nehmen einen Kaffee auf dem Rathausplatz, Hochzeit inklusive. Wir bummeln über die Einkaufsstraße bis zur nächsten Brücke und radeln die letzten Kilometer bis Mannheim.

Im Block F7 finden wir ein Mercure-Hotel – ganz neu, ganz nobel und mit tollen Zimmerpreisen (66 statt 144 €). Nach der Besichtigung des Mannheimer Schlosses machen wir uns auf die mühevolle Suche nach einem Esslokal und landen beim Mexikaner – lecker und laut.

Hans-Gerd macht Junggesellinnen mit einer Rose vom Klo glücklich. Darauf einen Tequila gold oder zwei.

Samstag, 30. Juni:

Wir brechen schon um 8.15 Uhr ohne Frühstück auf. Später kommt die Sonne heraus. Unerschrocken suchen wir Worms – den Ort körperlicher Leiden – ein zweites Mal auf, um dort zwei Mailänder und eine Times zu frühstücken.

Auf dem Rheinterrassenweg nähern wir uns dann Mainz. Wir haben noch Zeit für einen kleinen Stadtbummel und die Besichtigung des Doms. Um 16.48 Uhr geht der IC Richtung Heimat.

Im Zug wird dann abgerechnet. Zu dritt haben wir alles in allem 2962 € ausgegeben, das sind 987 € für jeden. Ach ja, 780 km sind wir dann doch geradelt.

Bilder unserer Neckartour

Stilleben
Am Bahnhof von Mainz
Der jüdische Friedhof in Worms
Der jüdische Friedhof - heiliger Sand
Pasta con Salsiccia
Der Dom zu Worms
Schloss Rastatt
Zwei Helden vor dem Schloss
Hat die Kanone etwa mein Rad getroffen?
Ich pack dir noch ein Bütterchen ein!
Wo geht‘s denn hier zum Neckar?
Eh, watt wills Du?
Hoffentlich hört der Regen bald auf!
Stilberatung
Komm, wir nehmen die Abkürzung
Nicht der erste Platten, den wir hatten
Nobby macht Fotos und die anderen arbeiten
Kein Wasser? Dann nehmen wir Spucke!
Die Suche nach dem Loch
Mann, sind wir gut!
Hansi, mach mal ein Foto von mir!
Wer zahlt den Kaffee in Heidelberg?
Farborgie in schwarz und rot
Schorsch redet Hansi eine Theorie aus

Ein Bericht in Kürze

Datum Etappe Kommentar Rad-Kilometer
Do, 21.06.07 Gelsenkirchen – Mainz - Worms DB (9:15 – 12:13 ) Weinbergschlamm und ein Sturz 60
Fr, 22.06.07 Worms – Rastatt Mir ist so schlecht! 78
Sa, 23.06.07 Rastatt – Freiburg Nachwehen 125
So, 24.06.07 Breisgau-Runde Sonne satt in den Weinbergen 71
Mo, 25.06.07 Freiburg – Neustadt – Rottweil DB (9:40 – 10:25 ) Schwarzwald light 66
Di, 26.06.07 Rottweil - Tübingen Von hinten siehst Du aus wie Sau! 87
Mi, 27.06.07 Tübingen – Freiberg Bei Schillers war kein Bett mehr frei. 40
Do, 28.06.07 Freiberg – Eberbach Doppelter Platten 105
Fr, 29.06.07 Eberbach – Mannheim Auf einen Kaffee nach Heidelberg 60
Sa, 30.06.07 Mannheim – Mainz - Gelsenkirchen Der letzte Akt DB (16:48 – 19:58 ) 74
gesamt     766 km

Unsere Routen 2007

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