Sonntag, 02.08.

Sollen wir überhaupt losfahren? Bei dem Regen? Wie sitzen beim Schorsch in der Wohnung am Küchentisch, trinken Kaffee, rauchen eine Zigarette und grübeln. Mit Schnick, Schnack, Schnuck fällt die Entscheidung: wir wollen los!

Doch schon nach wenigen Kilometern, irgendwo bei Dorsten, zwingt uns der Regen zu einer ersten Pause. Und irgendwer sieht aus wie ein Heinzelmännchen…

Im menschenleeren Bocholt (es ist halt Sonntag) machen mir Pause in einem Imbiß (sonst ist ja nichts geöffnet). Und fallen am Nachmittag in Zutphen ein. Wir übernachten im Hotel „De Klostertuin“.

Die Nachtruhe wird jäh durch einen Feueralarm unterbrochen. Hans-Gerd verdächtigt Nobby, er habe heimlich auf dem Klo geraucht. Alle Gäste müssen raus. Große Verwirrung, weil der Hotelbesitzer nicht im Haus wohnt. Nach vielem Hin und Her ist klar: das war ein Fehlalarm. Na toll!

Montag, 03.08.

Von Zutphen aus fahren wir immer an der Ijssel entlang nach Kampen. Deventer und Zwolle lassen wir dabei rechts liegen. Hans-Gerd hat offensichtlich zu viel Gepäck dabei. Es kommt zum ersten Speichenbruch an seinem Herkules.

In Kampen laden wir unser Gepäck im Hotel „Van Dijk“, direkt an der Ijssel ab und machen – weil nach 70 km noch total unausgelastet – einen Ausflug mit den Rädern nach Elburg. Abends gibt es lecker Essen beim Mexikaner in der Fußgängerzone.

Dienstag, 04.08.

Zunächst geht es auf den Polder „östliches Flevoland“. Flevoland ist die zwölfte und jüngste Provinz der Niederlande. Sie wurde am 1. Januar 1986 neu gebildet.

Hier verabschiedet sich die zweite Speiche vom „Herkules“. Macht nix, in Lelystad gibt es eine Fahrradstation und eine schnelle Reparatur.

Weiter geht es über den Ijsselmeerdam nach Enkhuizen, mit einer Pause am Hafen. Endlich sind wir in „Holland“. Über Hoorn fahren wir ganz locker nach Alkmaar. Dort übernachten wir im Hotel „Stad en Land“ am Bahnhof. Nach einem Dinner im „Grand Café & Restaurant Grenada“ schauen wir uns noch die Innenstadt von Alkmaar an.

Mittwoch, 05.08.

Über die „Nordzeeroute“ radeln wir heute von Nordholland nach Südholland. Von Alkmaar geht es zunächst nach Egmond an Zee, über Ijmuiden nach Zandvoort, Nordwijk und Katwijk und dann über Den Haag nach Delft.

Hier waren wir vor einigen Jahren schon einmal zu Gast. Wir übernachten im Hotel „De Emauspoort“.

Donnerstag, 06.08.

Heute wird es sehr heiß. Von Delft aus erreichen wir zunächst Maassluis und mit der Fähre Rozenburg und Brielle. Hier biegen wir normalerweise nach Herkingen ab. Dieses Mal geht es über den Haringsfliet und Ouddorp nach Serooskerke. Über den Oosterscheldedam erreichen wir den Vrouwenpolder und dann Middelburg.

Jetzt nur noch ein Hotel finden! Wir irren durch Middelburg und blitzen überall ab. Ausgebucht! Da erinnert sich Hansi, dass seine Uschi mit Freundinnen mal in Middelburg übernachtet hat. Und tatsächlich finden wir die Herberge, die doch tatsächlich noch drei Betten für uns hat. Sozusagen die „Herberge der letzten Hoffnung“, Cafe Pension `T Zonnetje.

Freitag, 07.08.

Heute gibt es nur eine kurze Etappe von 55 km, weil uns in Brügge Kunst und Kultur erwarten: Mit „Mügge in Brügge“!. Zunächst fahren wir schön am Kanal entlang nach Vlissingen und dann mit der Fähre nach Breskens.

Über Sluis sind es dann nur noch wenige Kilometer bis Brügge. Jetzt nur noch ein Hotel finden! Passender Weise findet gerade ein großes Festival in Brügge statt. Und so landen wir nach einigem Hin und Her im Hotel „Portinari“ am `T ZAND, wunderbar zentral gelegen. Unsere Räder können wir im Verwaltungsbereich unterstellen. Perfekt!

Samstag, 08.08.

Mittlerweile sind wir ja schon halbwegs digital. Wir nutzen Hans-Gerds iPhone zum Buchen vor Ort und mein Garmin, um die Routen zu finden.

Heute auf dem Weg nach Antwerpen wird es sehr wuselig, und ohne Garmin wären wir wohl verloren. Zunächst fahren wir am schönen Leopoldkanal entlang Richtung Sas van Gent. Von dort geht es weiter nach Antwerpen.

Dabei unterqueren wir die Schelde durch den „Sint Annatunnel“. In der Innenstadt schubse ich noch Schorsch vom Fahrrad, aber ohne weitere Folgen.

Sonntag, 09.08.

Das ist unsere Königsetappe. Und ein Lehrstück, wie man nicht navigieren sollte. Doch der Reihe nach.

Wir verlassen Antwerpen auf der Suche nach dem Albertkanal. Hier heißen wohl alle Kanäle nach belgischen Königen, oder? Weil bei uns im Ruhrpott die Könige fehlen, tragen unsere Kanäle so prosaische Namen wie „Rhein-Herne-Kanal“ oder „Wesel-Datteln-Kanal“.

Irgendwo auf der Strecke machen wir Rast an einem „Pannekoekenship“. Und jetzt zur Navigation: Man sollte sich entscheiden. Entweder folgt man den ausgeschilderten Radrouten. Oder man folgt der Garmin-Navigation. Wir haben beides gleichzeitig gemacht. Was dazu führt, dass nach einiger Zeit gar keiner mehr durchblickt. Und so irren wir vor Eindhoven von Knooppunt zu Knooppunt und blicken ratlos auf das Navi. Sollen wir den LF 51 nehmen, oder doch lieber der Naviroute folgen? So lernen wir die Umgebung von Eindhoven eindrücklich kennen.

Wir übernachten im „Crown Inn Hotel“ und essen chinesisch.

Montag, 10.08.

Und wieder sind wir an einem Kanal unterwegs. Wir folgen dem Eindhovenkanal bis Aarle-Rixtel, wo er nach Süden abbiegt. Wir fahren weiter bis Venray und über Kevelar nach Xanten. Hier finden wir ein Bett in einer Familienbildungsstätte.

Dienstag, 11.08.

Rolling home. Den Weg nach Hause kennen wir wie im Schlaf: Wesel, Schermbeck, Dorsten, Buer. Aufgeschreckt werden wir nur durch Hansis dritten Speichenbruch. So kommt das, wenn Herkules auf einem Herkules reist.

Hansi hat mitgeplottet: es waren insgesamt 1004 km. Nicht schlecht, Herr Specht!