Bodensee-Königsee 2022

Tagebuch in Kurzform

Datum Etappe Länge Kommentar Hotel
12.07. RE/GE – Ulm - Friedrichshafen (EC 115 / IRE 48139)
Friedrichshafen – Lindau
40 km Schöner Anfang der Tour (und eine Mini-Reparatur am Umwerfer) Hotel Inselgraben
13.07. Lindau - Oberstaufen - Immenstadt 75 km ... und der erste See (Alpsee) Hotel Lamm
14.07. Immenstadt – Sonthofen – Nesselwang – Füssen 75 km der erste Blick auf die Schlösser von König Ludwig II City Hotel
15.07. Füssen – Wieskirche – Bad Kohlgrub –
Kochel am See
93 km Hohenschwangau, Neuschwanstein, Wieskirche: Barock und Kitsch pur Hotel Grauer Bär
16.07. Kochel am See – Benediktbeuern – Bad Tölz – Tegernsee – Schliersee - Fischbachau 80 km mieses Hotel, mieses Essen: kann man halt nicht ändern Hotel zur Post
17.07. Fischbachau – Raubling – Bernau - Traunstein 105 km harte Anstiege und Abfahrten für harte Männer (bei kleinen Schwächen zwischendurch) Sailer Keller
18.07. Traunstein – Chieming –Bad Endorf - Rosenheim – DB – Donauwörth - Nördlingen 75 km zig mal verfahren und trotzdem beim Griechen angekommen Hotel Altreuter
19.07. Nördlingen – Dinkelsbühl – Schillingsfürst Rothenburg ob der Tauber 85 km wieder mal schön (und genauso touristisch wie erwartet) Hotel Weißer Turm
20.07. Rothenburg ob der Tauber – Steinach –
DB (Würzburg – Frankfurt – Koblenz – Düsseldorf – GE/RE)
22 km ... und ein voller Bahnsteig in Düsseldorf, ein supervoller Zug – und eine Corona-Infektion 4 schöne Züge, ein übles Umsteigen in Koblenz ...

Unsere Etappen 2022

Tagebuch unserer Tour

Dienstag, 12.07.

Der Eurocity nach Klagenfurt ist pünktlich. Der Einstieg ins Fahrradabteil ist nichts für E-Bikes. Für 25 Kilogramm plus Gepäck braucht es Arnie Schwarzenegger oder Ralph Möller. Zum Glück sind wir fast so stark, und unsere Räder wiegen auch nur 14 Kilogramm. In Ulm steigen wir um in den Interregioexpress nach Lindau.

Kurz vor Friedrichshafen keimt die Idee, das letzte Stück am Bodensee entlang doch mit dem Rad zu fahren. Also raus aus dem Zug, Klamotten gewechselt und rauf aufs Rad. Das war eine gute Idee. Es dauert ein wenig, bis wir das Hotel am Inselgraben finden, dasselbe Hotel, das wir schon im letzten Jahr gebucht und wegen Land unter storniert hatten.

Ein Gang durch die Stadt, ein Abendessen in der Burgerschmiede und ein toller Abend am Hafen mit Whisky und Zigarre. Es könnte nicht besser sein!

Mittwoch, 13.07.

Wir starten bei 396 m. Die ersten acht Kilometer sind flach und prima zum Einrollen. Dann kommt schon die erste knackige Steigung hinauf auf 505 m nach Sigmarzell. Kurz vor Maria Thann geht es noch einmal mit 10% zur Sache. In der schönen Badwirtschaft Malleichen machen wir Rast und können uns erholen.

Ab Röthenbach geht es wieder langsam aufwärts. Als wir vor Schönau dann rechts abbiegen (man kennt das ja von der Tour de France), haben wir 2,5 km mit durchschnittlich 6% und in der Spitze 9% Steigung vor uns. Dank Fazua schaffen wir es locker bis auf das Dach der heutigen Etappe. Von oben auf 836 m hat man einen schönen Blick über das Allgäu.

Ab jetzt geht es berab. Wir kommen durch Stiefenhofen und lassen Oberstaufen rechts liegen. Am Nordufer des Großen Alpsees radeln wir dann entspannt nach Immenstadt. Wir nächtigen im Hotel Lamm am Marienplatz.

Donnerstag, 14.07.

Im Tal der Iller radeln wir ganz entspannt nach Sonthofen. Zu entspannt, wie wir feststellen müssen. Als Kehrtwende und wieder ab nach Norden. Bis Wagneritz bleibt alles flach auf etwa 720 m. Dann geht es bis Sterklis hoch auf 880 m. Am Rottachsee vorbei geht es auf und ab mit maximalen Steigungen von 11%. Bei Mittelberg sind wir auf dem Dach der heutigen Tour mit 995 m.

Hinter Nesselwang erwarten uns noch einmal 11%, bevor es am Hopfensee vorbei hinunter nach Füssen geht. Wir kommen im City Hotel unter mit Frühstück im Hotel Ludwigs.  

Freitag, 15.07.

Wir machen natürlich einen Schlenker nach Hohenschwangau, um einen Blick auf Neuschwanstein zu werfen. Unterwegs treffen wir auf einen Bus mit Japanerinnen, die einen Fotostopp machen. Kurz hinter Schober biegen wir vom Bodensee-Königsee-Radweg nach links ab Richtung Wieskirche. Geradeaus führt der Weg nämlich in die Wildnis mit Geröllfurten. Das ist nichts für uns.

An der Wieskirche ist mächtig Betrieb. Im Innern finden wir ganz viel Barock vom Feinsten. Etwas viel vielleicht.

In Bad Kohlgrub machen wir Pause. Ab hier geht es praktisch nur bergab bis zum Kochelsee. Es ist Freitag, und deshalb war die Hotelsuche schwierig. Aber Hansi hat den Grauen Bären gefunden, etwas außerhalb von Kochel aber dafür ganz nah am See. Für das Frans-Marc-Museum haben wir leider keine Zeit mehr.

Der Graue Bär hat einen schönen Biergarten: zum Bier trinken und Abendessen. Wunderbar!

Samstag, 16.07.

Bis Benediktbeuern ist es Topf eben. Ein kurzer Rundgang im Kloster und ein Gespräch über Fraunhofer und seine Spektralanalysen. Bis Bad Tölz mit seiner schönen Markstraße ist alles easy.

Hinter Greiling beginnt eine üble Schotterstrecke durch den Wald, die nicht enden will. Kaum haben wir wieder Asphalt unter den Reifen geht es auch schon mit 12-13% hoch zum Golfplatz Margarethenhöhe (sic!). Von dort hat man einen fantastischen Blick runter zum Tegernsee. Im Affenzahn sausen wir auf Kopfsteinpflaster über den Golfplatz hinunter zum See. Dort gibt es eine tolle Location mit allem, was man für eine Rast braucht und zusätzlich einem sehr schönen Blick über den Tegernsee.

Wir quälen uns durch den Verkehr von Gmünd, meiden aber – auf Anraten von ortskundigen Mountainbikern – den Weg über den Wallenburger Kogel und nehmen statt dessen die Straße nach Hausham am Schliersee. Am westlichen Ufer entlang führt uns der Weg natürlich zur Slyrs Destillerie. Mit einem Fläschchen Slyrs im Gepäck geht es jetzt nach Fischbachau.

Das Hotel Zur Post hat schon deutlich bessere Tage gesehen, war aber die einzige Unterkunft, die an diesem Wochenende und in dieser Gegend zu bekommen war. Unser erster Versuch, zwei Plätzer für ein Abendessen zu ergattern, scheitert im einigen Restaurant am Ort, dem Klosterstüberl. Man verweist uns ins Gasthaus Marbach, so einen Kilometer die Hauptstraße entlang.

Wir werden herzlich empfangen und beköstigt. Hans-Gerd probiert gebackenes Kalbshirn. Das entpuppt sich als sehr gewöhnungsbedürftig für westdeutsche Zungen. Es liegt wohl auch an der Konsistenz. Aber das Bier ist lecker.

Sonntag, 17.07.

Kurz vor Niklasreuth haben wir noch eine schöne Steigung von 8% zu überwinden, aber dann geht 350 Höhenmeter hinab ins Inntal. Bei Neubeuern überqueren wir den Inn und kommen in Bernau mal kurz an den Chiemsee. Voll ist es dort, was ja auch am Sonntag kein Wunder ist.

Bis kurz vor Siegdorf ist es weitgehend flach, aber dann müssen wir noch zwei knackige Steigungen mit maximal 13% hinauf klettern. Bis Traunstein sind es dann noch 8 Kilometer.

Wir checken im Sailer Keller mit einem sehr schönen Biergarten ein. Der Gang ins Zentrum führt uns zu einem Inder mit leckeren Gerichten.

Montag, 18.07.

Wir machen uns auf den Weg nach Nördlingen. Da wir mit Regionalbahnen – wegen der höheren Flexibilität – nach Hause fahren wollen, werden wir uns ab heute nordwärts bewegen. Unser Ziel ist es, zu viele Umstiege zu vermeiden. Wenn wir bis Würzburg kommen, könnten wir mit dreimal Umsteigen Recklinghausen erreichen.

Unser Plan heute ist es, bis Rosenheim zu radeln, von dort mit dem Zug nach Donauwörth zu fahren und dann bis Nördlingen wieder aufs Rad zu steigen.

In Chieming erreichen wir den Chiemsee, machen ein paar schöne Fotos und radeln am Nordufer bis Gollenshausen am Chiemsee. Bei Hans-Gerd macht sich eine gesundheitliche Schwäche bemerkbar. Corona? Bisher sind wir davon verschont geblieben, wir waren ja auch den größten Teil der Tage auf uns selbst gestellt. In Bad Endorf beschließen wir, den Zug nach Rosenheim zu nehmen. Besser ist besser.

Passender weise ist das der Zug, den wir eh in Rosenheim genommen hätten, um bis München zu fahren. So kommen wir mit einem Umstieg bis Donauwörth. Hans-Gerd kann sich soweit erholen, dass wir in Donauwörth die Fahrt mit den Rädern fortsetzen können.

Bis Harburg folgen wir der Wörnitz. Alles easy. Doch dann ist die Straße gesperrt. Da Hansi keine Straßensperren akzeptiert (ist halt ein Alt68er!) fahren wir einfach weiter. Die ersten Kilometer geht das auch gut. Doch kann ist die Straße komplett aufgerissen. Es gibt nur noch eine rauhe Schotterdecke. Aber wir haben ja Gravelbikes. Also weiter, immer weiter. Von aktuellen Straßenbauarbeiten ist nichts zu sehen.

Dann taucht am Horizont eine Dampfwalze bei der Arbeit auf. Unser Vorteil: der Schotter wird besser. Weiter vorne tut sich noch mehr. Dort wird die Straße neu geteert. Auf der ganzen Breite! Also ab an den Straßenrand, so weit wie möglich. Der neue Straßenbelag ist noch richtig heiß und stinkt gewaltig. Die Bauarbeiter schauen uns an, als ob wir nicht alle Tassen im Schrank hätten. Haben wir wohl auch nicht. Aber es erschießt uns niemand und keiner wirkt mit Teerklumpen. Nach einigen hundert Metern haben wir dann das schon fertige Stück der Straße erreicht und können endlich wieder normal fahren.

In Nördlingen checken wir im Cafe Altreuter ein. Ein Gang über die Stadtmauer führt uns zu dem Griechen, den wir auch schon 2011 auf unserer Frankentour besucht hatten. Viel Fleisch und viel Bier für ausgehungerte Radhelden.  

Dienstag, 19.07.

Und wieder machen wir in Dinkelsbühl nur eine Rast. Nach einigen Wirrungen am Anfang unserer heutigen Tour kommen wir doch noch zu Mittag in Dinkelsbühl an. Wir sitzen im Cafe am Denkmal für pädophile Priester und philosophieren über Hartmut von Hentig und die Odenwaldschule. In Dinkelsbühl geht die Post ab, es ist wohl Schützenfest. Wir können die Stadt verlassen, ohne zum Mittrinken und Mitschunkeln eingeladen zu werden. Brauchtum ist wunderschön.

Dieses mal fahren wir nicht über Dombühl und ersparen uns so die fiese Steigung nach Schillingsfürst, für die Georg mich damals fast gesteinigt hätte. Statt dessen geht es über Wörnitz an der Wörnitz – wer hätte das gedacht – mit moderaten 2% hoch nach Schillingsfürst. Von da an radeln wir bergab bis Gebsattel und dann wieder hoch nach Rothenburg ob der Tauber. Wir logieren im Hotel Weißer Turm, diesmal ohne Frühstück. Das trifft sich gut, weil wir morgen sehr früh los wollen zum Bahnhof in Steinach. Hans-Gerd ist nämlich immer noch nicht wirklich gut drauf, so dass wir uns die letzte Etappe schenken.

Mittwoch, 20.07.

Wir sind ganz früh auf den Beinen und radeln zum nächsten Bahnhof, Rothenburg hat nämlich keinen. Den ausgewählten Zug erreichen wir ohne Probleme. Unerklärlicherweise sagt uns die Fahrplanauskunft, dass wir von Würzburg nicht direkt nach Frankfurt reisen können, zumindest nicht mit den Rädern im Zug. Wir halten die Deutsche Bahn für beschränkt und fahren erst mal bis Würzburg. Alles weitere wird man sehen. Und siehe da, der Regionalexpress nach Frankfurt nimmt doch Fahrräder mit. Alles andere hätte uns auch sehr gewundert. Die Umstiege in Würzburg, Frankfurt, Koblenz und Duisburg klappen gut, wenn man das Chaos in Koblenz mit einem viel zu kleinen Abgang mal übersieht. Und der RE 2 nach Gelsenkirchen/Recklinghausen ist mal wieder total überfüllt. Wenn das mal gut geht. Letztlich kommen wir beide heil zu Hause an.

Alles in allem war das wieder eine spannende und ereignisreiche Tour, die uns wie immer viel Freude gemacht hat. Auf ein Neues im nächsten Jahr.

Epilog

Hans-Gerd sieht ja auf den letzten Fotos echt krank aus. Ich glaube, wir haben uns irgendwo auf der Tour das Corona-Virus eingefangen. Uns beide hat es jedenfalls in den folgenden Tages ein wenig niedergestreckt. Gut, dass wir alle Impfungen mitgemacht haben. Wir haben die Infektion gut überstanden und sind schon bald wieder aufs Rad gestiegen.

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